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Der "Lebendige Adventskalender 2005" - Beobachtungen von Kraft Wetzel
Nun schon im dritten Jahr fand in unserem Kiez "Der Lebendige Adventskalender" statt. Vom 1. bis zum 23. Dezember 2005 ging jeden Abend irgendwo im Sprengel-Kiez (dreimal auch au�erhalb) eine T�r auf, und die Nachbarinnen und Nachbarn waren eingeladen, ein kleines Geschenk mitzubringen, einzutreten und sich �berraschen zu lassen.
Gef�rdert wurde das Projekt vom QM Sparrplatz und der Senatsverwaltung f�r Stadtentwicklung aus dem Programm "Soziale Stadt" und gleichschultrig getragen von der Oster-Gemeinde und dem Kiez-Rat. Um die Anwerbung der Gastgeberinnen und Gastgeber k�mmerten sich auch in diesem Jahr Pfarrerin Dietlind Stobbe und ich selbst. Das Verzeichnis der Gastgeber gestaltete wieder Usch Schmitz mit ihrer Werkstatt SilberBlau, die auch die organisatorische Durchf�hrung und die Verteilung der Flyer �bernahm.
Dietlind Stobbe und ich hatten es diesmal leicht bei der Gewinnung von GastgeberInnen: Manche meldeten sich von sich aus, andere hatten bereits auf unseren Anruf gewartet � wir konnten gar nicht alle unterbringen, die dieses Mal gerne dabei gewesen w�ren. Besonders gefreut hat uns, dass diesmal zwei t�rkische Ehepaare teilnahmen und auch, dass Panyasara Thera, ein in Wien geborener buddhistischer M�nch, der seit vielen Jahren Heimat in unserem Kiez gefunden hat, nun zum dritten Mal in Folge den letzten Abend des "Lebendigen Adventskalenders 2005" am 23. Dezember gestaltete.
Damit wurden letzte Bedenken gegen dieses Spiel zerstreut, es k�nne aufgrund seiner christlichen Konnotationen Mitb�rger anderer Konfession abschrecken. Eher scheint das Gegenteil der Fall: Gerade da� es ein christlich grundiertes Spiel ist, macht es f�r Menschen anderer Glaubensrichtungen interessant: man hat unweigerlich Gespr�chsstoff, lernt dazu.
Offenbar setzt sich auch auf dem grass root level durch, was unter Religionsphilosophen, vor allem aber unter den ernsthaft Praktizierenden aller Religionen l�ngst Konsens ist: Religionen sind keine Konkurrenz-Unternehmen (mehr), sondern wachsen zu einer Lern-Gemeinschaft zusammen.
Im allgemeinen kamen � wie im letzten Jahr � durchschnittlich 8�10 G�ste pro Abend, mit starken Ausrei�ern nach oben dort, da wo es die r�umlichen Gegebenheiten zulie�en. Auch in diesem Jahr nahm ich an fast allen Abenden teil. Es waren ohne Ausnahme wundersch�ne Abende, n�hrend und begl�ckend. Und mir wurde allm�hlich klar, was wir unter dem Vorwand eines weihnachtlichen Spieles wirklich in Gang gebracht hatten: die Renaissance des "Bunten Abends Zuhause".
Eine Form der Abendunterhaltung feierte an diesen Dezember-Abenden fr�hliche Urst�nd, die bis in die 60er Jahre hinein, bis zum Siegeszug des Fernsehens, Standard war. Fr�her � als Kind habe ich das noch erlebt � sa�en abends alle um den gro�en Tisch herum. Es wurde erz�hlt, gelesen, gespielt, gebastelt � und wenn es klingelte oder klopfte, dann freute man sich �ber jeden Gast und genoss die Abwechslung.
Offenbar ist diese Form der Abendgestaltung noch immer attraktiv. Man braucht blo� seine T�r aufzumachen, die Nachbarn hereinzubitten und sich �berraschen lassen, wer dann da so aufschl�gt � So ein Abend kostet fast nichts, ist in jedem Fall spannend und bringt fast allen Freude � eigentlich eine viel zu gute Idee, als dass man sie bis zum n�chsten Dezember schlummern lassen sollte. (Klaus Wolfermann hatte die Idee, im Sommer Hof- und Garten-Feste nach denselben Prinzipien zu organisieren. Vielleicht mag ihm jemand zu Hilfe kommen, diese Idee auch in die Tat umzusetzen. "Hof-Feste im Kiez": laue Sommern�chte unter'm Sternenhimmel �)
Noch eine Beobachtung: Es kommen (fast) immer genau so viele G�ste, wie vern�nftigerweise in den jeweiligen Raum hineinpassen. Offenbar ist in unserem Sprengel-Kiez eine kollektive Intelligenz am Werke, die genau das bewerkstelligt. Als ich diese Hypothese am 13.12. bei Silka Riedel vortrug, standen acht St�hle um den Tisch, sieben davon waren besetzt, auf eine angek�ndigte Person wurde noch gewartet. "Aber drau�en habe ich doch noch einen Stuhl", wandte Silke ein. "Dann warten wir also noch auf einen �berraschungsgast", sagte ich. Prompt kamen nicht nur der eine Erwartete, sondern auch noch Andreas K�hntopp, mit dem keiner gerechnet hatte. Alle St�hle besetzt, nicht mehr, nicht weniger. Wir sind ganz offenbar ein hellsichtiger Kiez.
Berlin, im Januar 2006