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Aktuelle Veranstaltungen

Donnerstag, 24.12.2009
23:00

Lebendiger Adventskalender: Osterkirche

Samstag, 26.12.2009
20:00

Mary & Mandy - Christmas im Ufer-Cafe

Sonntag, 27.12.2009
20:00

“Ghost Reading“ mit Silvia Hoehne

Dienstag, 29.12.2009
19:00

Harry´s Freilach

Donnerstag, 31.12.2009
20:00

“Sylvester Party“ im Ufer-Café

Mittwoch, 06.01.2010
18:30

Quartiersrats-Sitzung

Donnerstag, 14.01.2010
10:30

Offene Meditationsangebote im Wedding

Freitag, 29.01.2010
19:00

Bürgertreff (Kiezrat) im SprengelHaus

Top Themen

  • Nicht nur zu Weihnachten: Musik in der Osterkirche

    Mit Gospel-, Chor-, und Klezmermusik, aber auch einem Alphorn- und Jodelabend (!) beendet unsere sch�ne Konzert-Location ihr diesj�hriges Programm. Danke f�r die viele gute Musik! [mehr]
  • Der Gemeindedolmetschdienst hilft

    Eine t�rkische Patientin im Krankenhaus sagte einmal: �Ich wurde sehr gut beraten � aber ich habe nichts verstanden!�. Ist Ihnen das auch schon einmal passiert? Der Gemeindedolmetschdienst hilft. [mehr]
  • Der lebendige Adventskalender �ffnet wieder seine T�ren

    Die Gelegenheit, mal bei netten Leuten vorbeizuschauen. Trauen Sie sich und gehen Sie auf Advents-Besuch. So sind im Sprengelkiez schon viele nette Bekanntschaften entstanden. [mehr]
  • Geld f�r den Kiez: So half der Quartiersfonds 1 in 2009

    Der Quartiersfonds 1 ist ein relativ unb�rokratischer F�rdertopf f�r kleine Ma�nahmen oder Anschaffungen, die dem Sprengelkiez zugutekommen sollen. Im QM-Gebiet Sparrplatz wurden dieses Jahr 25 Projekte �ber insgesamt 14.303,05 Euro durch den Vergabebeirat bewilligt und dann von den verschiedenen Antragstellern durchgef�hrt. [mehr]

Autorenlesung: Barbara Keller liest aus ihren Gerichtsreportagen

Im Rahmen von MAIL ART WEDDING  gibt es am Samstag, den 11.11. 2006 in der Osterkirche ein kleines kulturelles Highlight der besonderen Art: eine Autorenlesung mit Barbara Keller.

Die freiberufliche Journalistin und Autorin, unter anderem t�tig f�r die Berliner Morgenpost, Tip, Zitty und die M�rkische Allgemeine wird aus ihren Gerichtsreportagen vorlesen. Barbara Keller, die an der Humboldt-Universit�t Berlin neuere und neueste Geschichte sowie neuere deutsche Literatur studierte, hat sich auf Berichte aus dem Kriminalgericht Moabit spezialisiert. So ist im Laufe der Jahre eine Sammlung an Reportagen und Berichten entstanden, die ihresgleichen sucht. Frau Keller begleitet als aufmerksame Beobachterin die Verhandlungen vor dem Kriminalgericht.

Es zeigt sich, dass die Realit�t oft die Phantasie so manches Kriminalautoren einholt und surft man auf den Webseiten von www.berlinkriminell.de der Autorin, so stellt sich schnell heraus, dass es strafbares Handeln in allen Bev�lkerungsschichten gibt, und - wer h�tte das gedacht - selbst der eine oder andere Politiker muss am Ende seiner Laufbahn schon mal in Moabit auf h�flicher Einladung einer dortigen Kammer als Beschuldigter erscheinen. Wenn Frau Keller das Gerichtsgeschehen in Worte fasst, bedient sie sich einer Sprache, die sachlich und genau ist. Mit einem guten Sinn f�r die juristischen Abl�ufe werden die Gerichtsverfahren, die sie als Reporterin verfolgt geschildert, ohne dass Barbara Keller dabei das Gesp�r f�r die agierenden Personen im Gerichtsprozess vegisst. Zeugen, Beschuldigte und Opfer werden vorgestellt und ihr Auftreten bei Gericht deutlich in allen Nuancen geschildert. Die einzelnen Reportagen sind spannend zu lesen und - das ist wohltuend - nicht rei�erisch oder k�nstlich aufgebauscht.

So schreibt die Autorin selbst: "Meine 'Kunst', das sind meine Gerichtsreportagen der Jahre 2004-06, die beweisen, dass auch im Berliner Wedding der Kelch nicht selten bis zur bitteren Neige geleert wird. Mord und Totschlag, Raub�berfall, internationaler Drogenhandel, Vergewaltigung, Tods�nde Graffiti - der Wedding hat alles. Manches davon erscheint tragisch-komisch: die Oma, die nach 50 Jahren Ehe 'blankzieht', Mutter und Tochter, die in Nachahmung einer Gerichtssendung im Fernsehen eine Schleckerfiliale ausrauben (Beute: 150,-- �), eine Krankenschwester, die nachts Polizeibeamte 'schleicht'. Dann bleibt einem aber doch das Lachen im Hals stecken, denn es sind die lieben Nachbarn, die wegsehen und -h�ren, wie sich Nachbar M. im Parterre jahrelang eine Sexsklavin h�lt. - Ja, auch das gibt es im ansonsten sympathischen Wedding. Meine ganze Hochachtung und mein hei�er Dank jenen Berliner Polizeibeamten, die f�r den gemeinen B�rger und den Weddinger im speziellen ihre Haut hinhalten und dabei Mensch bleiben! Danke auch jenen Berlinern und Weddinger Pflanzen, die in dieser hei�en Zeit die Contenance und ihren Humor nicht verlieren.
 
Und hier nun eine kleine Leseprobe einer Gerichtsreportage aus dem Fr�hjahr 2006:
 
"Im Stundentakt" von Barbara Keller

Abb: Einsendung zu MAIL ART WEDDING von Zilling
 
15. M�rz 2006. AG Tiergarten. Abt. 274 - Sch�ffengericht. Das New Yorker Nightcourt ist das Sch�ffengericht des Amtsgerichts Tiergarten gewiss nicht, und es arbeitet auch nicht im n�chtlichen Viertelstundentakt wie sein Pendant hinter dem gro�en Teich. Aber beide Gerichte verhandeln Anklagen �hnlicher Couleur. Anklagen, die mit Verurteilungen zu Haftstrafen, wenn, dann in der Regel unter zwei Jahren enden. - Ein Tag an einem Sch�ffengericht des Amtsgerichts Tiergarten.
 
Bei den Prozessachen geht es zumeist um Eskalationen von Bagatellkonflikten auf der Stra�e und in der Nachbarschaft, um Delikte von auf kleiner Flamme kochenden Kleinkriminellen, um erste Gehversuche von Gewohnheitsstraft�tern in spe und im besten Fall um Ausrutscher.
Auf dem Plan des Sch�ffengerichts der Abteilung 274, dem am 15. M�rz 2006 die Richterin Conrad vorsitzt und dem Staatsanwalt Krause zugeordnet ist, stehen sechs Verhandlungen. Eine gef�hrliche K�rperverletzung, zwei Anklagen wegen Betrugs, ein Versto� gegen das Waffengesetz, eine Sachbesch�digung und ein Diebstahl mit Waffen.

Arbeitsamt zahlte nicht
Andre F. (28) blickt finster in die Welt. Er scheint von abgrundtiefer Trauer erf�llt, f�r sein Alter wirkt er viel zu jungenhaft. Seit einem Jahr ist er in Berlin, seit 1995 �berhaupt in Deutschland. Er lebt von 670 Euro Hartz IV-Zuwendungen, in denen die Miete schon enthalten ist. Er hat Au�enst�nde beim Bezirksamt und hofft, nach einem Computerlehrgang auf einen Job im B�ro, "oder so", sagt er.
Andre F. spricht mit schwerem russischen Akzent, als er erkl�rt, dass er das K�chenmesser mit der sechs Zentimeter langen Klinge bei seinem Diebstahl bei Woolworth nur deshalb im �rmel trug, weil es ihm sonst die Tasche zerkratzt h�tte.

Geklaut: Portemonnaie, Handy, Rasierklingen
Drei Diebst�hle in der M�llerstra�e im Wedding legte der gelernte Holzarbeiter und Schlosser im M�rz 2005 hin. Er nimmt ein Portemonnaie f�r 9,99 � aus der Auslage bei Woolworth, er stielt ein Handy f�r 49,90 � und sp�ter Rasierklingen f�r 11,45 � bei Karstadt. Warum? "Ich war wirklich verzweifelt", sagt er. Seit Beginn des Jahres blieben die Zahlungen des Arbeitsamtes aus. Wegen eines Computerproblems.
Das kann man sich gut vorstellen. Das stundenlange Warten auf den verr�ucherten, �den Fluren. Die sprachlichen Missverst�ndnisse mit den �berarbeiteten, wenig verst�ndnisvollen Arbeitsamtsmitarbeitern. - Aber warum ein Handy, Rasierklingen, eine Geldb�rse?

Kein "allerallerallerletztes Mal"
Richterin Conrad sagt dann auch: "Ich glaube das nicht. Sie h�tten die Sachen sicher auch so entwendet." Und sie wei�: Andre F. ist nicht einschl�gig aber zweifach vorbestraft. Wegen gef�hrlicher K�rperverletzung erhielt er eine zw�lfmonatige Haftstrafe auf Bew�hrung, ein Jahr sp�ter noch einmal f�r dasselbe Delikt dasselbe Strafma�. Die Diebst�hle beging Andre F. innerhalb der letzten Bew�hrungszeit.
Trotzdem sein Rechtsanwalt "ein allerallerallerletztes Mal" um eine Bew�hrungsstrafe bittet, "mehr als darum bitten kann ich nicht", muss Andre F. jetzt f�r ein Jahr unwiderruflich hinter Gitter. Eine positive Sozialprognose sehen weder Staatsanwalt noch Richterin. Andre F. schleicht schwer und traurig von dannen.

mehr �ber Barbara Keller unter: www.berlinkriminell.de



Text: Uwe Bressem, Foto: Barbara Keller