Freitag, 12.07.2013

Zeig‘ mir wo die Bäume sind – mit Baumexperten unterwegs im Sprengelkiez

2. v. links: Christian Hönig vom BUND, ganz rechts: Wolfgang Leder vom Grünflächenamt. Foto: A. Wispler

Das Projekt SCHÖNER SPRENGELKIEZ lud am 9.7.2013 zu einem Rundgang mit dem Baumexperten Christian Hönig vom BUND Berlin. Die Naturschutz-Organisation setzt sich besonders für Berlins Bäume ein: http://www.baeume-fuer-berlin.de/bund/kampagne/.

Es war ein heißer Sommernachmittag, dennoch trafen sich rund 16 Nachbarinnen und Nachbarn, Baumfreunde und Interessierte am Pekinger Platz zum Rundgang. Mit dabei auch Wolfgang Leder, Leiter des Baumreviers des Bezirksamts Mitte. Er ist für die rund 11.000 Weddinger Straßenbäume und die vielleicht noch einmal so vielen Parkbäume zuständig und konnte ebenfalls mit großer Detailkenntnis zahlreiche Fragen beantworten.

Wussten Sie es schon? Eine Straße mit großen Bäumen ist um bis zu 6°C kühler als eine baumlose. Bäume sind nicht nur ein schöner Anblick sondern auch natürliche Sauerstoffspender und Klimaanlagen. Sie spenden Schatten, kühlen und befeuchten die Luft. Besonders ältere Bäume bieten Lebensraum für Vögel, Eichhörnchen, Fledermäuse und zahlreiche Insektenarten. Etwa eine Million soll es in Berlin geben, ca. 400.000 bis 450.000 Straßenbäume, noch einmal so viele Parkbäume und dazu unzählige Bäume in Gärten und Hinterhöfen.

Straßenbäume leiden besonders

Abgebrochen durch einen LKW. Foto: A. Wispler

In der Samoastraße sah man gleich einen Baum mit halb abgebrochenem Ast, offensichtlich von einem parkenden LKW beschädigt. Dies sei der Grund, so Wolfgang Leder, warum große Straßenbäume immer von den unteren Ästen befreit werden.

Gleich daneben fanden sich drei kleine Säulenahorne, die kürzlich von der Aktion „Stadtbäume für Berlin“ gesetzt wurden. (Mehr unter: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/stadtbaeume/kampagne/start.shtml)

Diese jungen Bäume brauchen viel Wasser. Foto: A. Wispler

Wie Christian Hönig erklärte, stehen sie in einem Kiesbett, weil so gegenüber einer offenen Baumscheibe der Boden nicht so schnell verkrautet und durch Betreten verdichtet wird.

Auffällig ist der weiße Anstrich der Stämme: Er soll nicht etwa gegen Insekten sondern gegen Sonnenbrand schützen, denn auch Baumrinde wird durch UV-Strahlung geschädigt. Die jungen Bäume sind im unteren Bereich massiv mit Holz eingerüstet, so dass Hunde nicht unmittelbar an den Stamm urinieren können.

Vandalismus an Bäumen und Sträuchern

Dem Walnussbaum wurde ein Ast abgerissen. Foto: A. Wispler

Nicht nur Hunde schaden den Bäumen. Es beginnt damit, dass kleinere Kinder sich Stöckchen aus den Büschen im Park brechen und dass die Größeren nach Klettermöglichkeiten suchen.

Dem Walnussbaum im Sprengelpark wurde sogar ein ganzer Ast abgerissen, der nun keine Früchte mehr tragen wird. Um das Bewusstsein dafür zu wecken, dass Pflanzen unter solcher Behandlung leiden, kann man das Gespräch mit Kindern und Eltern suchen und sie bitten mehr aufzupassen.

Veronica Fandl zeigt, wo der Obstbaum heruas gerissen wurde. Foto: A. Wispler

Extra angebrachte Schilder oder Umfassungen mit dem Hinweis, dass dieser Baum von Anwohnern gepflegt wird, können vielleicht von weiteren Beschädigungen abhalten.

Wenn aber ganze Apfelbäume ausgerissen und gestohlen werden, wie dies mit den von Veronica Fandl liebevoll gepflanzten Obstbäumen (hier der Bericht) geschah, dann ist wohl gezielte Bosheit im Spiel.

Wie werden Bäume im Sommer am besten gegossen?

Christian Hönig zeigt: So sieht Trockenstress aus.

Im Sprengelpark zeigt Christian Hönig anhand einer im letzten Jahr gepflanzten Hainbuche, woran man den sogenannten Trockenstress erkennt. Blätter hängen herab oder rollen sich ein, sie werden zunehmend heller und wachsen kleiner nach, um die Photosynthese zu verlangsamen. Fazit: Dieser Baum braucht dringend mehr Wasser.

Das ist eigentlich Aufgabe des Bezirksamtes, dasfür die ausreichende
Bewässerung neu gepflanzter Bäume zuständig ist. Allerdings werden damit wiederum Privatfirmen beauftragt, was mehrere Teilnehmer des Rundgangs kritisierten. Diese würden kaum mit dem Saubermachen des Parks nachkommen und auch nicht genug Zeit für die Baumpflege mitbringen. Christian Hönig nahm aber sein Gegenüber vom Bezirksamt in Schutz: „Herr Leder kümmert sich in einer Weise um die Bäume, wie man es sich in anderen Bezirken wünschen würde.“

Was kann man selbst tun? Anstatt z.B. dem Straßenbaum vor der Haustür jeden Tag nur eine Gießkanne zu spendieren, sollten Bäume lieber einige Eimer voll bekommen, bis das Wasser in der Baumscheibe nicht mehr so gut versickert. Mit einer kräftigen Wassergabe erreichen Sie auch die tieferen Wurzeln und befeuchten die gesamte Baumscheibe.

„Vor allem neu gepflanzte Bäume brauchen viel Wasser. Wenn sie absterben, liegt es meistens an einer mangelnden Wasserversorgung“, erklärt Christian Hönig. „Jungbäume brauchen etwa zehn Jahre bis sie den Boden ausreichend durchwurzelt haben. Bis dahin können sie nur einen kleinen Teil des im Boden gespeicherten Wassers nutzen.“ Deswegen empfiehlt der BUND Jungbäume zwei- bis dreimal pro Woche mit jeweils vier Eimern Wasser zu gießen. Aber auch ältere Bäume freuen
sich über das Gießen. Das Wasser dafür gibt es z.B. an den öffentlichen Pumpen im Sprengelkiez. Und Gießkannen können sogar an einigen Orten ausgeliehen werden. Mehr dazu hier: SCHÖNES Gießen im Sprengelkiez

Wenn die Bäume in den Sommermonaten zu wenig Wasser erhalten, löst der
BUND einen "Gießalarm" aus. Thorsten Haas vom Projekt SCHÖNER SPRENGELKIEZ hat angeboten, diesen Gießalarm im Sprengelkiez bekannt zu geben. Wer in den E-Mail-Verteiler aufgenommen werden will, kann seine Adresse hinterlassen und wird informiert (info[at]schoenerkiez[.]de).
Auch wenn noch kein Gießalarm ausgelöst wurde, haben sich Anwohner/innen gleich zu einem ersten Gießdienst am 12.07. verabredet.

Stichwort Verkehrssicherungspflicht

Oft kommt es zu Konflikten mit Anwohnern und Umweltschützern, wenn das Grünflächenamt Bäume vorsorglich fällen will. Grundstückseigentümer und Behörden wollen Schadenersatzforderungen abwenden und müssen dafür sorgen, dass keine Bäume umstürzen oder herabfallende Äste Menschen verletzen. Durch Baumwurzeln hochgedrückte Pflastersteine werden zu Stolperfallen. Ausladende Baumkronen können außerdem wie „Segel“ wirken, in denen sich der Wind verfängt. Baumschützer suchen dann nach Alternativen zur radikalen Fällung.

Auch das Bezirksamt versucht Bäume zu retten. So wurden z.B. die Birkenpappeln in der Willdenowstraße stark zurückgeschnitten. Dies soll verhindern, dass Windböen Bäume zum Umstürzen bringen, die nicht mehr gut verwurzelt sind.

Wolfgang Leder: „Wir haben seit vielen Jahren Erfahrungen z.B. mit dem Rückschnitt von Bäumen gesammelt. Es geht darum, die allmählich absterbenden Bäume noch eine Weile zu sichern.“ Größere Schnittflächen werden übrigens nicht behandelt, denn dieses hat sich nicht bewährt.

Baumscheiben bepflanzen: Was ist richtig – was ist falsch?

Bei einer Pflanzaktion am Sparrplatz 2008. Foto: A. Wispler

Baumscheiben zu bepflanzen ist nicht nur schön für das Stadtbild, es nützt grundsätzlich auch den Bäumen, da die Erde hier lockerer und feuchter bleibt. Und so verhindern Sie auch auch Bodenverdichtung durch Betreten und Befahren sowie die Nutzung als Hundeklo oder Abfalleimer. Wenn Sie eine Baumscheibe bepflanzen möchten, beachten Sie aber bitte die Tipps des Bezirksamtes Mitte im dazu veröffentlichten Faltblatt: http://www.berlin.de/ba-mitte/org/sgagruen/baumrevier_002.html

Z.B. sollte man keine Kürbisse und andere Starkzehrer am Baum pflanzen, sie konkurrieren um Nährstoffe und Wasser. Der Wurzelansatz des Stammes darf nicht mit Erde überdeckt werden. Wird falsch gepflanzt oder werden gar Bänke oder Ähnliches angebracht, kann es passieren, dass die Baumschützer diese entfernen müssen.

Weitere Infos zur Baumpflege des Bezirks Mitte unter: http://www.berlin.de/ba-mitte/org/sgagruen/baumrevier_index.html

Baumpflegemaßnahmen und Fällungen werden hier angekündigt: http://www.berlin.de/ba-mitte/org/sgagruen/baumar2011_001.html

Z.B. erfährt man dort gerade, wann in der Torfstraße Maßnahmen stattfinden sollen.

Spenden Sie Stadtbäume für Berlin

Insgesamt 1.000 Euro werden benötigt, damit ein Berliner Straßenbaum gepflanzt werden kann und die besonders intensive Pflege erhält, die er in den ersten Jahren benötigt.

Der BUND hatte die Initiative gestartet und das Land Berlin ist dann schließlich daru eingegangen. Mit einer Einzelbaumspende in Höhe von 500 Euro können Sie als Einzelperson oder Gemeinschaft für einen bestimmten Baum spenden. Der Baum erhält dann eine Plakette mit Ihrem Namen. Beträge unter 500 Euro
werden zu Sammelspenden zusammengefasst.
Mehr unter: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/stadtbaeume/kampagne/de/einleitung/index.shtml

Hier ein weiterer Hintergrundartikel zum Thema:
http://m.futurzwei.org/baeume-fuer-berlin
und eine weitere Broschüre zum Baumschutz des NABU:
http://berlin.nabu.de/Downloads/Pdf/baumschutzbroschuere.pdf

Anne Wispler