Wowi im Wedding
Am Montag, den 22. März 2010 stattete der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dem Bezirk Mitte einen ganztägigen Besuch ab. Die erste Station seiner Mitte-Tour war die Hedwig-Dohm-Oberschule in Moabit, hier führte er ein Gespräch mit den Schüler/innen.
Danach ging es mit der U-Bahn an den Leopoldplatz, wo sich schon im Vorfeld Mitglieder der Nazarethkirch-Gemeinde postiert hattem, um mit einer Unterschriftensammlung gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch zu demonstrieren.
Der Platz präsentierte sich an diesem sonnigen Frühlingstag frisch gefegt und sauber, fast schon ein bisschen ironisch. Anwohner/innen hielten ein Plakat mit der Aufschrift: „Wollt ihr uns als Familien behalten, müsst ihr den Wedding schöner gestalten.“ Damit zeigten sie ihren Unmut gegenüber der wenig familienfreundlichen Situation auf dem Platz. Hier akkumulieren sich schon seit längeren verschiedene Probleme und die Stimmung droht immer wieder zu kippen.
Die Kinder der Nazarethkirch-Kita empfingen Herrn Wowereit mit einem herzigen „Bürgermeister“-Chor, auf den dieser aber leider nicht einging, da er damit beschäftigt war, die anwesenden „Penner“ anzuhören. Eine Dame, laut eigenen Angaben seit 19 Monaten "clean", fragte Wowi, wo sie als (Ex-)Junkies denn hin sollten, da sie immer nur hin und her geschubst würden. Die nächsten Gesprächspartner waren Vertreter/innen der Nazarethkirch-Gemeinde. Herr Wowereit ließ sich das Anliegen und den Grund der Unterschriftensammlung erklären.
Dann gab es ein Gespräch mit Herrn Nopper, Leiter des Präventionsrates vom Bezirksamt Mitte, und Herrn Bornstein von der zuständigen Polizeidienststelle. Die beiden schilderten noch einmal ausführlich die Problematik des Drogenkonsums und -handels auf dem Platz.
Nopper meinte, dass eine Lösung darin zu suchen sei, das Miteinander zu stärken, ohne Probleme zu verschweigen. Es müsse ein anderes Klima geschaffen werden, in dem sich auch der „Normalbürger“ wohl fühle, denn momentan sei die Situation eher bedrohlich. Streetwork mit den Problemgruppen habe sich hier als äußerst effektives Mittel gezeigt, wie man am Beispiel der Trinkerszene auf dem Sparrplatz sehen könne.
Auch die Romaproblematik wurde angesprochen, die ja nun mit zunehmenden Temperaturen auch wieder an Bedeutung gewinnt. Es wurden bereits Maßnahmen durchgeführt, um den Problemen, die im letzten Jahr zu Unmut führten, vorzubeugen. Hierzu gehört die Entgrünung des Platzes, um einer Verschmutzung durch Urinieren und Vermüllung entgegenzuwirken. Bei den Roma, die am Leopoldplatz anzutreffen sind, handelt es sich um Gruppen aus Osteuropa, die sich hier mit einem Touristenstatus aufhalten und deren Motivation die Flucht vor der Armut ist.
Im Anschluss an dieses informative Gespräch besuchte der Regierende Bürgermeister das Drogenpräventionsmobil (nähere Infos dazu finden Sie hier) und besichtigte es von innen. Danach erklärte Herr Dr. Hanke einige Pläne zur Umgestaltung des Platzes. Es solle auch einen Ort für die Trinker/innen geben, jedoch nur gegen Einhaltung gewisser Verhaltensregeln.
Der Kiezrundgang führte den Bürgermeister samt Pressetrupp weiter durch die Nazarethkirchstraße, dabei machte er hier und da halt und erkundigte sich bei Geschäftsinhabern nach ihrem Befinden, bevor es dann zur nächsten Station des Rundgangs ging, dem Frauenladen laVida.
Im Secondhandladen „Jacke wie Hose“ wurde dem Bürgermeister vorgeführt, wie sich der Frauenladen selbst finanziert: Wowereit erwarb beim Rundgang durch das Geschäft einen Bären aus Plüsch. Mit dem neuen Wappentierchen im Arm ging es dann in die Geschäftsstelle des Frauenladens. Dort ließ sich der Bürgermeister erklären, mit welchen Problemen sich selbst erfolgreiche Projekte wie dieses regelmäßig konfrontiert sehen, da z.B. die Finanzierung immer nur für begrenzte Zeiträume gesichert ist. Um aber wirksam sein zu können, bedarf es einer längerfristigen Arbeit im Kiez. Dies bestätigten auch die Kiezläufer des QM Pankstraße, die dem Bürgermeister über ihre Arbeit und Funktion im Kiez berichteten.
Die letzte Station des Kiezrundgangs war der Jugendladen "Max14" in der Maxstraße. Chandan, Straßensozialarbeiter von Gangway, erzählte dem Bürgermeister von der Arbeit mit Jugendlichen.
Auch die Kiezmütter waren anwesend und versüßten den Anwesenden den Besuch mit arabischem Gebäck und erfrischenden Getränken. Sie berichteten, dass die Finanzierung ihres Projektes im Januar 2010 eingestellt wurde und dass seit nunmehr drei Monaten alle Kiezmütter ehrenamtlich arbeiten, um das Projekt weiter zu erhalten.
Das Fazit des Regierenden Bürgermeisters nach seinem Rundgang:"Ich finde es schade, dass es zwischen den einzelnen Gruppen und Institutionen zu starken und teilweise aggressiven Konfrontationen kommt." Er schlug vor, an einer Deeskalationstaktik festzuhalten. Auch sieht er die temporäre und sehr unsichere Finanzierung gut funktionierender Projekte als äußerst problematisch.
Im Anschluss an den Spaziergang ging es zum Mittagessen in das Türkisch-Deutsche Zentrum. Dort wurden ihm zum Abschluss Integrationsprojekte von S.U.S.I. e.V., dem Projekt MüfüMÜ und den Lotsen vorgestellt.
Über das anschließende Treffen mit den Quartiersräten, das am Nachmittag im Rathaus Tiergarten stattfand, wird Siemen Dallmann im nächsten Kiezboten berichten.