Montag, 28.10.2013

Götterbaum und Goldrute – botanische Entdeckungen beim Wedding Seminar

Mit Björn Scheffler unterwegs. Foto: Michael Habekost

Björn Scheffler ist einer von den Nachbarn, die bei den Wedding Seminaren ihr Wissen gerne mit anderen teilen.

Schon zum zweiten Mal führte er auf eine botanische Entdeckungstour durch den Sprengelkiez. Am 27.10. hieß das Thema  "Totes Niemandsland oder mehr? Stadtbrachen im Sprengelkiez".

Der Student der Landschaftsarchitektur interessiert sich besonders für das Grün in der Stadt und hat auch schon mehrere Pflanzaktionen im Sprengelkiez und an der Müllerstraße organisiert.

Zwischen dem Pflaster sprießen Goldrute, Beifuß, Disteln und andere Kräuter hervor. Foto: Anne Wispler

Zehn Erwachsene, nicht nur aus dem Wedding, und drei Kinder fanden sich am Sonntag im Büro des Quartiersmanagements ein, wo der Workshop mit einer Powerpoint-Präsentation zum Thema ‚Brachen’ begann.

‚Brache’ steht für ungenutzten Boden. Für die einen sind sie nutzlose Schandflecke, für andere biologische Schatzkästchen oder spannende Orte für Zwischennutzungen. In den Zeiten der traditionellen Drei-Felder-Wirtschaft lag ein Feld alle drei Jahre „brach“, d.h. es blieb unbeackert, um sich zu erholen. Im städtischen Umfeld kennen wir z.B. Industriebrachen, wie das Gelände des heutigen Sprengelparks, oder auch Spekulationsbrachen, die auf zahlungskräftige Käufer warten.

Doch finden wir überall auch kleinere Brachen, wie z.B. ungenutzte Parkplätze oder einfach sich selbst überlassene Flächen, auf denen sich spontan grünes Leben regt. Für die Artenvielfalt und als Nahrungsquelle für Insekten, Vögel und Kleintiere spielen sie alle eine wichtige Rolle.

Der Götterbaum kommt aus China und fühlt sich besonders in der Stadt wohl. Foto: Anne Wispler

Auf ungenutzten Flächen siedeln sich nach und nach verschiedene Pflanzen an. Zuerst kommen Gräser und Kräuter, wie z.B. Beifuß, Goldrute, Löwenzahn und Brennessel. An Mauern und Zäunen ranken Waldrebe und wilder Wein.

Je nach Nährstoffgehalt gedeihen verschiedene Arten und geben dadurch auch Auskunft über den Boden. Ihnen folgen Sträucher und Bäume, wie z.B. Birken, Robinien und Götterbäume.

Viele dieser Arten sind erst in den letzten Jahrhunderten bei uns eingewandert und fühlen sich in der klimatisch begünstigten Stadt wohl.

 

 

 

Brache am Friedrich-Krause-Ufer. Foto: Anne Wispler

Der Rundgang führte durch die Tegeler Straße ans Nordufer und hinüber zum Friedrich-Krause-Ufer. Hier wartet eine wirklich interessante, weil breite und gepflasterte Brache direkt am Wasser darauf, aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. 

Wer weiß, vielleicht wird hier einmal ein Strandcafé oder eine Event Location Platz finden? Bis dahin wachsen noch ungestört Gräser, Königskerzen, Birken, Weißdorn und Götterbaum zwischen den Pflastersteinen empor.

Eins hat unser Workshopleiter bestimmt erreicht: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Wedding Seminars werden in Zukunft mit ganz anderen Augen durch die Stadt gehen und dann hier und da die grünen Pioniere auf den Brachen wiedererkennen.

Anne Wispler
 
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