An einem kalten Donnerstagabend im Februar lud das Sprengbüro zu einer Diskussionsrunde mit Experten. Doch worum genau geht es? Das simple Thema „Freiwilligenarbeit“ wird in den Medien oft mit der Flüchtlingsaufnahme in Verbindung gebracht. Doch ist es nicht eigentlich viel mehr?
Um diese und viele weitere Fragen zu beantworten, wurden drei junge Damen eingeladen, die allesamt freiwilligen Helfern eine Aufgabe vermitteln. Etwa ein dutzend Leute und ein einsamer Fikus bequemten sich trotz des Wetters auf die verschiedensten Sitzmöbeln in den kleinen viereckigen Raum in der Tegeler Straße, lauschten und diskutierten für anderthalb Stunden.

„Wedding hilft“ wurde von engagierten Bürgern gegründet und organisiert sich als Facebookgruppe. Wie schon der Name sagt, arbeiten die Menschen lokal, hier im Wedding. Die Nachbarschaftsinitiative versucht, mit verschiedenen Gruppen, Flüchtlingen die Integration zu erleichtern. Sei es durch Unterstützung bei Behördengängen, bei der Wohnungssuche, durch Sprachkurse oder einen simplen Nähkurs. Bei "Wedding hilft" gibt es keine hauptamtlichen Mitarbeiter, alles wird neben dem Job und unentgeltlich geleistet.

Mit 150 Einrichtungen berlinweit und einer Haft- bzw. Unfallversicherung für die Ehrenamtler spielt AWO Exchange in einer anderen Liga, ist viel größer und professioneller aufgestellt. Die Vermittlungsagentur für Freiwilligenstellen der Arbeiterwohlfahrt bietet potentiellen Ehrenamtlern ein Auswahlgespräch an, in dem die geeignete Tätigkeit für die Interessenten gesucht wird. Eine interne Datenbank bietet zudem ehemaligen Ehrenamtlichen, die wieder einsteigen wollen, die Möglichkeit, eine neue passende Aufgabe zu finden. Ähnlich funktioniert die FreiwilligenAgenturWedding in der Osloer Straße, wobei diese auch Stellen berücksichtigt, die nicht zur AWO gehören. Die Freiwilligenagentur ist auch Ansprechpartner und Unterstützer für Menschen, die selber ein Freiwilligenprojekt aufziehen wollen.

Alle sind sich über folgende Punkte einig: Wichtig ist, die Motivation der Leute nicht mit unnützen Aufgaben zu verspielen sowie Lob und Dank auszusprechen. Eine Schnupperphase in der Freiwilligenstelle mit einer guten Einarbeitung sind die besten Voraussetzungen für eine lange und zufriedenstellende Zusammenarbeit. Das Ehrenamt darf dennoch nicht das Hauptamt ersetzen und selbstverständlich muss man nicht alles machen. Alle Ehrenamtler müssen das Recht haben, "Nein" zu sagen.

Als Belohnung für die ehrenamtliche Arbeit gibt es neben neuen Freunden und Eindrücken auch die Chance auf Fortbildungsveranstaltungen oder -reisen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, eine Freiwilligenkarte bzw. einen Freiwilligenpass zu bekommen, welcher Vergünstigungen in Museen oder auch mal exklusive Konzertkarten bietet. Aber auch Feste und Konzerte von Ehrenamtlichen für Ehrenamtliche sind häufig eine angenehme Anerkennung der guten Taten.

Aber um nochmal zurück zum oft besprochenen Flüchtlingsthema zu kommen: Die gesellschaftliche Situation erfordert natürlich all die Freiwilligen, die den Asylsuchenden helfen, wo es nur geht. Allerdings fehlt es deshalb nun an anderen Stellen, viele öffentliche Einrichtungen und soziale Organisationen wie Kitas oder Hilfsprojekte beklagen starken Rückgang der dringend benötigten Spenden. Dennoch scheint der Scheitelpunkt überschritten zu sein und mit der fortschreitenden Integration der Geflüchteten entsteht in Zukunft auch neues Potential für das Ehrenamt - diesmal unter Beteiligung von denen, die heute davon profitieren.

Audiomittschnitt der Veranstaltung zum Nachhören: http://www.heikoherberg.de/2016/02/infos-zum-ehrenamt-mittschnitt-unserer-veranstaltung/

Text: Conrad Kirchner, Foto: Johannes Lindenau
 
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